Namibias Geschichte – weite Landschaften voller Kontraste und eine wechselvolle Geschichte.
Die Besiedlungsgeschichte des südwestlichen Afrikas reicht bis zu den Wurzeln der Menschheitsentwicklung zurück. Paläoanthropologen entdecken auf dem heutigen Gebiet Namibias Knochen von Menschenaffen, die vermutlich vor 12-14 Millionen Jahren gelebt haben. Ferner deuten Felsmalereien von Twyfelfontein nördlich des Brandbergmassivs auf eine frühe menschliche Besiedlung hin. Die Gravuren mit Tieren und Jagszenen werden auf ein Alter von mehr als 10.000 Jahre geschätzt. Traditionell liegt im südwestlichen Afrika das Stammesgebiet der San und Damara.
Die ersten Europäer, die Südwestafrika im 15. Jahrhundert erreichten, waren portugiesische Weltumsegler. Aufgrund der rauen klimatischen Bedingungen, Hitze und Trockenheit, blieb eine umfassendere Besiedlung durch Europäer jedoch zunächst aus. Ab dem 17. Jahrhundert kam es zu massiven Migrationsbewegungen unter den Herero-, Nama-, Ovambo- und Orlamstämmen. Die Landsuchenden, mitunter selbst vor dem Siedlungsdruck europäischer Ankömmlinge flüchtend, verdrängten die ansässigen San in die Kalahari und ließen sich selbst hier nieder.
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Im 19. Jahrhundert kamen verstärkt Europäer zumeist aus England, Portugal und Deutschland an. 1884/85 wurde Südwestafrika eine Kolonie des Deutschen Kaiserreiches. Lediglich die Hafenstadt Walvis Bay verblieb als Enklave unter Britischer Kontrolle. Rasch bauten die deutschen Kolonisten in Südwestafrika eine Verwaltung und Infrastruktur streng nach dem Vorbild der fernen Heimat auf. Man brachte Sitten, Gebräuche, Essgewohnheiten und die Sprache mit – wovon sich bis heute zahlreiche Zeugnisse erhalten haben. Straßennamen, der Gebrauch des Deutschen als Geschäftssprache, Schwarzwälder Kirschtorte oder Bier nach deutschem Reinheitsgebot sind einige der Relikte der Geschichte Namibias.
Was die deutsche Besiedelung aber vor allem mit sich brachte, war die Unterdrückung der lokalen Bevölkerung. Die deutschen Siedler hatten einen “Schutzbund” mit den einheimischen Herero vereinbart, der sie vor den konkurrierenden Nama verteidigen sollte. Im Gegenzug erhielten die Kolonisten Handelsfreiheit und Kontrolle über Land. Nachdem die Siedler jedoch ihren Teil des Schutzbundes nicht eingehalten hatten, wurde der Vertrag von den Herero aufgekündigt. Die Deutschen reagierten darauf mit Härte und Aufstockung ihrer so genannten “Schutztruppen”, die sie nunmehr gegen die Herero einsetzten. Als eine Viehseuche die Ernährungsgrundlage der Herero zu vernichten drohte, gerieten viele von ihnen als Lohnarbeiter in die Abhängigkeit der Weißen. Indem die Deutschen den Herero über Jahre hinweg Kredite auf Konsumgüter und europäische Importwaren ausstellten, wollten Sie diese in ein Schuldverhältnis zwingen. Jahre später forderten sie horrende Summen zurück, welche die Herero nur mit ihrem Vieh und Land begleichen konnten. Dies ging sogar so weit, dass die Europäer ihnen Rechnungen für die Lieferung nicht bestellter Luxusgüter ausstellten.
Befeuert wurde die Konfliktsituation zusätzlich durch den 1908 ausgelösten Diamantenboom, im Zuge dessen die Deutschen immer mehr Territorium für sich absteckten. Die zunehmenden Spannungen zwischen den Einheimischen und Kolonialherren eskalierten in Aufständen der Nama und Herero. Während dieses deutschen Kolonialkrieges zwischen 1904 und 1908 ließen bis zu 70.000 Herero und Nama in Folge von Vertreibung, Aushungerung, Erschießung, Folter, Zwangsarbeit und Gefangenschaft ihr Leben.
Im Verlauf des Ersten Weltkrieges verloren die Deutschen schließlich die Hoheit über Südwestafrika an britische Truppen. Nach dem Krieg wurde das Land 1920 unter die Verwaltung der Südafrikanischen Union gestellt und damit auch der Apartheidpolitik unterworfen. Erst am 21. März 1990 (dem heutigen Nationalfeiertag) erlangte Namibia erstmals in seiner Geschichte die Unabhängigkeit und wurde eine autonome, demokratische Republik. Bei Ihrer Reise durch Namibia werden Ihnen ständig Zeuge der Geschichte Namibias Begegnen.